Wann sollte eine Scheidung von einem Alkoholiker eingereicht werden?

Von Murat Kilinc

Letzte Aktualisierung am: 6. Februar 2025

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

In guten wie in schlechten Tagen – auch wenn sich dies vor dem Traualtar noch verhältnismäßig einfach daher sagt, können persönlichen Krisen während der Ehe schnell zur Zerreißprobe werden. Eine Suchterkrankung des Partners beispielsweise kann ganz besonders herausfordernd sein, und eine der häufigsten Süchte ist hierzulande der Alkohol. Eine Scheidung von einem Alkoholiker ist daher nicht selten, dennoch gleicht kein Fall dem anderen.

Das Wichtigste in Kürze: Die Scheidung von einem Alkoholiker

  • Alkoholabhängigkeit ist nach wie vor eine der verbreitetsten Suchterkrankungen.
  • Ist ein Ehegatte durch Alkoholkrankheit beispielsweise aggressiv und dies ist der Scheidungsgrund, kann das eine Härtefallscheidung begründen.
  • Eine nicht therapierte Alkoholsucht ist eine selbst herbeigeführte Hilfebedürftigkeit und kann den Anspruch auf Unterhalt entfallen lassen.

Ausführliche Informationen zum Thema Alkoholabhängigkeit und Scheidung erhalten Sie im Folgenden.

Wenn der Geist aus der Flasche Leben zerstört

Alkohol als Gesellschaftskrankheit

Die Scheidung von einem Alkoholiker wegen dessen Sucht ist nicht immer der richtige Weg.
Die Scheidung von einem Alkoholiker wegen dessen Sucht ist nicht immer der richtige Weg.

Eine Suchtkrankheit ist in vielerlei Hinsicht eine schlimme Sache. Die Besonderheit bei Alkohol besteht gewissermaßen darin, dass Alkoholkonsum – auch in übertriebener Form – gesellschaftsfähig ist. Viele Betroffene „rutschen“ in einen Alkoholismus, eben weil die Droge überall erhältlich ist und in Deutschland sogar in der Öffentlichkeit getrunken werden darf.

Nicht immer ist dann eine Scheidung angebracht. Von Alkoholiker zu Alkoholiker können große Unterschiede bestehen, was die Art des Trinkens, das Gebaren während des Rausches und die Einstellung zu der eigenen Erkrankung angeht. Betroffene Ehepartner müssen zwingend therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, da die körperlichen und auch geistigen Verfallserscheinungen mitunter sehr schnell und schwerwiegend voranschreiten. Gerade für Alkoholsüchtige gibt es eine Vielzahl von Anlaufstellen.

Zeigt sich der Partner jedoch widerspenstig, zelebriert seinen Konsum exzessiv oder wird gar ausfällig, dann kann dies als Härtefallscheidung geltend gemacht werden.

Urteil während der Scheidung: Alkoholiker darf keinen Unterhalt mehr beziehen

Bei der Scheidung von dem Alkoholiker entfiel dessen Unterhalt.
Bei der Scheidung von dem Alkoholiker entfiel dessen Unterhalt.

Das OLG Naumburg hat 2006 in einem Urteil (14 WF 16/06) entschieden, dass eine alkoholkranke, unterhaltsberechtigte Person die Behandlung nicht verweigern darf, da sonst ein Unterhaltsanspruch entfällt.

Geklagt hatte ein Ehemann: Während der Scheidung war der Alkoholiker unterhaltsberechtigt. Die Ehefrau verweigerte ihm jedoch einen Trennungsunterhalt, worauf dieser gerichtlich gegen sie vorgehen wollte und deshalb Prozesskostenhilfe beantragte – diese Forderung und auch seine Klage wurden jedoch zurückgewiesen.

Die Begründung: Der Kläger habe über eine längere Zeit hinweg eine Behandlung seiner Alkoholkrankheit unterlassen und somit seine Hilfebedürftigkeit selbst herbeigeführt. Dies macht einen Unterhaltsanspruch hinfällig.

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Murat Kilinc studierte an der Universität Bremen. Im Jahr 2011 legte er sein Examen ab. Sein Referendariat absolvierte er am OLG Celle und im Landgerichtsbezirk Verden. Im Jahr 2018 wurde ihm der Titel Fachanwalt für Verkehrsrecht verliehen. Zusätzlich zählen unter anderem das Zivilrecht zu seinen Schwerpunktgebieten.

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