Familienberatung – Was kann die Beratung bei Trennung und Scheidung leisten?
Ist eine Paarbeziehung nicht mehr so traumhaft schön, wie sie noch zum Zeitpunkt der Eheschließung erschien? Haben die Kinder Probleme in der Schule oder zu Hause? Will ein Ehepartner sich trennen, weiß aber nicht, welche Punkte es zu beachten gilt? In all jenen Fällen können Betroffene sich an zahlreiche Familienberatungsstellen wenden, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Welche Leistungen umfasst eine Familien- und Eheberatung? Und was kostet sie?
Das Wichtigste in Kürze: Familienberatung
- Familienberatung können sämtliche Familienmitglieder, auch kinderlose Paare, in Anspruch nehmen.
- Die in der Familienberatung angesprochenen Themen werden absolut vertraulich behandelt.
- Viele Beratungsstellen für Familienberatung sind kostenlos.
- Die Familienberatung ersetzt nicht die Scheidungsberatung durch einen Anwalt.
Ausführliche Informationen zur Familienberatung erhalten Sie im Folgenden.
Inhaltsverzeichnis
Weitere Infos zum Thema finden Sie in den folgenden Ratgebern:
Krise in der Ehe: Wie Familien von der Lebensberatung profitieren
Was kann eine Ehe- und Familienberatung leisten?
Es gibt zahlreiche Einrichtungen, die im Falle von familiären Problemen Ratsuchenden zur Seite stehen. Dabei umfasst der Begriff Familienberatung nicht nur die Kindererziehung und Probleme von oder mit Jugendlichen und Kindern. Vielmehr sind sämtliche Bereiche abgedeckt: von der Paarberatung, Familientherapie, psychologischen Betreuung bis hin zur Beratung und Unterstützung bei Trennung und Scheidung.
In der Regel arbeiten bei den Trägern, die eine Familienberatung anbieten, zahlreiche Fachkräfte Hand in Hand: Psychologen, Therapeuten, Pädagogen, Sozialarbeiter und je nach Einrichtung auch kirchliche und andere religiöse Würdenträger.
Häufig kann durch das große Beratungsteam auch eine Mehrsprachigkeit gewährleistet werden, sodass Familienberatungen auch von Personen in Anspruch genommen werden können, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Denn gerade im Falle derart persönlicher und emotionsgeladener Themen kann eine Fremdsprache bei der klaren Darstellungen von Problemen und Konflikten hinderlich sein.
Neben der Internationalität gibt es unterschiedlichste Beratungsstellen, die auch die individuelle religiöse Ausrichtung bei der Jugend- und Familienberatung in die Betrachtung einbeziehen. So besteht auch die Möglichkeit, bei kirchlichen Trägern eine katholische oder evangelische (auch: landwirtschaftliche) Familienberatung in Anspruch zu nehmen. Eine christliche Eheberatung bietet sich vor allem dann an, wenn die religiöse Einstellung sehr stark mit dem Eheverständnis verknüpft und fester Bestandteil des Lebens ist.
Mittlerweile gibt es aber auch zahllose Angebote für muslimische und jüdische Familien- und Elternberatung in Deutschland.
Die Erziehungs- und Familienberatung umfasst in aller Regel folgende Schwerpunkte:
- Kinder- und Jugendhilfe bei Problemen in Schule, Freizeit oder Konflikten innerhalb der Familie
- Hilfe für Eltern bei Erziehungsproblemen oder Konflikten mit den Kindern
- Paarberatung bei Konflikten innerhalb der Beziehung, die mitunter auch die gesamte Familie belasten
- Beratung bei Trennung und Scheidung, auch im Hinblick auf gemeinsame Kinder
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Wer kann eine Familienberatung in Anspruch nehmen?
Generell stellen die einzelnen Träger, die eine Familienberatung anbieten, das Angebot für sämtliche Familienmitglieder zur Verfügung: Kinder und Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte. Das Beratungsangebot richtet sich damit an Personenkreise, die per Definition zu einer Familie zählen.
Das bedeutet nicht automatisch, dass kinderlose Ehegatten auf eine Beratung hinsichtlich Scheidung und Trennung bei einem freien oder öffentlichen Träger verzichten müssen. Die meisten Insitutionen bieten auch Beratungsangebote und Familiencoaching für kinderlose Partnerschaften an.
Die Beratung einer Familie muss auch nicht immer sämtliche Parteien mit in die Gespräche einbeziehen. Auch einzig eine Partnerschaftsberatung kann bereits helfen, das Familienklima wieder zu verbessern.
Partner- und Scheidungsberatung bei einem freien oder öffentlichen Träger
Nicht immer halten Beziehung und Ehe ewig und der Wunschtraum kann auch schon zum Albtraum mutieren. Besonders im Falle von häuslicher Gewalt in der Ehe dauert es mitunter lange, bis Betroffene die Angebote im Bereich der Familienberatung in Anspruch nehmen.
Haben sie sich jedoch erst einmal überwunden, so stehen zahlreiche Anlaufstellen zur Verfügung, bei denen Hilfe und Schutz geboten werden können. Der Weg zur Familienberatung kann dann ein erster Schritt sein. Die hier tätigen Fachkräfte können Ihnen im Zweifel auch weitere Stellen nennen, wo Opfer häuslicher oder psychischer Gewalt in der Ehe Unterstützung finden – etwa Frauenhäuser oder gleichwertige Angebote für männliche Opfer.
Doch nicht immer muss es gleich der schlimmste Fall sein, der Sie zur Familienberatung führt. Ist die Entscheidung für die Trennung und Scheidung bereits gefällt, können Sie im Rahmen einer Familienberatung etwa auch gemeinsam mit dem Ex-Partner Angebote annehmen. Von Hilfestellungen hinsichtlich der Handhabung einer Scheidung, um die gemeinsamen Kinder nicht zu sehr zu traumatisieren oder in Entscheidungen einzubinden, oder aber allein der persönlichen Auseinandersetzung zwischen den Partnern selbst: Das Spektrum ist groß – ob therapeutische, psychologische und religiöse Begleitung.
Eine Paarberatung kann auch bei etwaigen, durch die Umbruchsituation entstehenden psychologischen Auswirkungen der Trennung wie Trauer, Depression, Hilflosigkeit und Resignation Hilfe leisten. Alle erdenklichen Krisensituationen sollen hier mit besonderem Augenmerk auch auf das Wohl der Kinder aufgearbeitet werden.
Durch die Einbeziehung der Kinder kann auch deren Trauer über die Trennung der Eltern gelindert und verarbeitet werden. Denn am Ende sind es besonders die Kinder, die unter einer Scheidung zu leiden haben – und nicht selten die Schuld bei sich selbst suchen.
Konfliktbewältigung im Rahmen der Familienberatung
Nicht nur für den eigenen Geldbeutel und das eigene Nervenkostüm: Auch für gemeinsame Kinder sind Trennung und Scheidung im Einvernehmen schonender. Nun sind Trennungen jedoch in den seltensten Fällen einvernehmlich. Mindestens ein Partner ist nicht selten gekränkt, verletzt oder anderweitig angegriffen – während derjenige, der die Trennung verlangte, nicht selten auch Desinteresse zeigt.
Um ein streitiges Scheidungsverfahren dann zu vermeiden, ist auch hier die Familienberatung nützlich. Denn die Möglichkeit der Konfliktbewältigung kann in einem solchen Fall zur Aussprache und zur besseren Verarbeitung der Trennung führen.
Im Rahmen der Konfliktbewältigung können die getrennt lebenden Ehegatten unter Anleitung die gemeinsame Aussprache anstreben. In der heutigen Gesellschaft vermeiden immer mehr Menschen die Konfrontation oder das Ansprechen von Problemen. Doch Streits und Diskussionen sind generell auch ein Mittel, um eine zwischenmenschliche Beziehung von Missverständnissen und Kränkungen zu befreien.
Im Rahmen einer Konflikt- und Trennungsberatung können Sie dann gewissermaßen auch das Streiten wieder „lernen“. Eine offene Auseinandersetzung mit den Problemen der letzten Jahre, die schließlich zur Trennung führten, und das ehrliche Gespräch über Kränkungen und Fehler kann schließlich auch mehr Ruhe bringen. Dadurch wird das bessere Miteinander auch hinsichtlich einer bevorstehenden Scheidung ermöglicht – oder aber auch eine Versöhnung und Wiederaufnahme der Beziehung. Nicht selten kann im Falle einer Krise in der Ehe nämliche eine Beratung auch die Beziehung retten.
Im Grunde handelt es sich um eine Form der systemischen Beziehungsberatung. Im Interesse aller Beteiligten sollten Sie im Falle einer Trennung und Scheidung das Angebot der kostenlosen Familienberatung daher annehmen. So kann der schwierige Konflikt gemeinsam bewältigt werden und leicht in einer einvernehmlichen Scheidung münden, die weder Kinder noch Ehegatten zu stark belastet.
Wie funktioniert eine systemische Familienberatung?
Ähnlich der Konfliktlösung im Rahmen der Paarberatung ist auch eine systemische Beratung möglich. Per Definition ist die systemische Familienarbeit darauf ausgelegt, im Kontext der Individuen Probleme aufzuarbeiten und in der Auseinandersetzung Lösungsstrategien zu entwickeln. Dabei sollen vor allem jene Ressourcen Anwendung finden, die den Parteien bereits zur Verfügung stehen.
Dem Grunde nach sollen die Lösungen den Paaren, Eheleuten und Familienmitgliedern nicht von Außen aufgedrängt werden. Stattdessen sollen sich diese erst im Zuge der Selbstreflektion und der Kommunikation über die Konflikte und Probleme von ganz allein herausarbeiten.
Der leitende Therapeut, Berater oder Psychologe soll dabei die Gespräche nicht eigenständig initiieren, sondern vielmehr anleiten und die Ratsuchenden selbst – auch miteinander – reden lassen. Er kann dabei jedoch beruhigend auf die gesamte Situation einwirken, Richtungen vorzugeben und Fragen aufzuwerfen, um eine lebendige Diskussion zu entspinnen.
Schärfung des Blicks für die elterliche Verantwortung
Besonders eines steht dabei im Fokus der Familienberatung im Falle einer Trennung und Scheidung: gemeinsame Kinder. Nicht selten verlieren getrennte Ehegatten über Streitigkeiten auch den Blick für das Wohlbefinden der gemeinsamen Kinder – Sorgerecht und Umgangsrecht werden dann schon einmal als Druckmittel gegeneinander genutzt.
Im Rahmen der Familienberatung soll neben der ehrlichen und aufrichtigen Auseinandersetzung zwischen den beiden Partnern jedoch auch der Blick dahingehend geschärft werden, dass es sich nicht nur um die Trennung zweier Erwachsener handelt, sondern dass eine Familie zerbricht. Unter dieser Situation können Kinder besonders stark leiden. Das Bewusstsein dahingehend und die besondere Verantwortung, die Eltern bei einer Scheidung gegenüber kinderlosen Paaren innehaben.
Am Ende soll durch die Familienberatung im Hinblick auf Trennung und Scheidung vor allem ein Einvernehmen und eine rationale Handlungsfähigkeit hergestellt werden, damit die gemeinsamen Kinder nicht über Gebühr unter der Situation leiden.
Aber: Ist ein Miteinander mit dem Ex-Partner nicht möglich – etwa aufgrund von vorangegangener Gewalteinwirkung, psychischen Problemen oder Drogenintoxikation – finden Hilfesuchende im Zweifel hier auch Unterstützung, um sich endgültig zu trennen. Ein gemeinsames Gespräch wird niemandem aufgezwungen.
Zur Schweigepflicht bei der Jugend- und Familienberatung
Wollen Sie die Familienberatung in Anspruch nehmen, müssen Sie nicht fürchten, dass die Berater eigenmächtig andere Personen oder etwa auch den getrennt lebenden Ehegatten über das Besprochene in Kenntnis setzt. Für alle Personen, die im Rahmen der Familienberatung tätig sind, gilt die Schweigepflicht nach § 203 Strafgesetzbuch (StGB).
Das bedeutet, dass alle dort besprochenen Themen ebenso wie von einem Arzt oder Anwalt vertraulich zu behandeln sind. Sie müssen damit nicht fürchten, dass der Therapeut, Psychologe oder andere Berater sich unbefugt an Dritte wenden und das ihnen Anvertraute weitergeben.
Familien- und Eheberatung: Welche Kosten entstehen?
In Deutschland ist die Familienberatung durch freie, öffentliche oder kirchliche Träger in aller Regel kostenlos. Die Träger arbeiten nicht selten ehrenamtlich oder aber auf Grundlage von sozialen Förderungen und Spendensystemen.
Durch die kostenlose Familien- und Eheberatung soll allen Personen unabhängig von deren finanzieller Situation ein Angebot zur Verfügung gestellt werden, das sowohl partnerschaftliche Interessen als auch das Wohl von involvierten Kindern und Jugendlichen schützen soll.
Was die psychologische Familienberatung bei Scheidung nicht leisten kann!
Aus den bei der Familienberatung tätigen Berufsgruppen – Psychologen, Pädagogen, Sozialarbeitern & Co. – lässt sich eines ganz deutlich ablesen: Die Familienberatung, besonders auch im Falle der Trennung und Scheidung, ist begrenzt auf die soziopsychologischen Aspekte.
Eine dezidierte Scheidungsberatung kann hier nicht erfolgen. Diese dürfen nur juristische Personen erteilen. Das bedeutet vor allem, dass Sie hier zwar gegebenenfalls allgemeine Informationen zum Ablauf einer Scheidung erhalten oder zu möglichen Einigungen und Anlaufstellen hinsichtlich Unterhaltsfragen usf.
Aber, Fallbearbeiter bei der Familienberatung sind nicht befugt, exakt auf Ihren Fall einzugehen. Auch die Erstellung einer Trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarung, eines Ehevertrages oder eines Scheidungsantrages kann an dieser Stelle nicht geleistet werden. Es ist damit nicht möglich, eine Scheidung ausschließlich per Familienberatung zu vollziehen.
Wenn Sie also eine Rechtsberatung hinsichtlich der Scheidung erhalten wollen, müssen Sie sich stets an einen Volljuristen wenden – idealerweise einen Anwalt, der sich insbesondere mit dem Familienrecht auskennt. Bei diesem können Sie dann umfangreiche Informationen zu Ihrem speziellen Fall erhalten, zum genauen Vorgehen und zur Einreichung der Scheidung. Sich gänzlich ohne die Unterstützung eines Anwaltes scheiden zu lassen, ist nicht möglich, denn im Familienrecht gilt zumindest für die Antragstellung Anwaltszwang.
Hallo. Ich trenne mich von meiner Frau. Wie weit weg soll ich von meiner Familie wegziehen. Wir haben eine 3 1/2 jährige Tochter. Ihr Papa ist ihr ein und alles. Habe zwei Wohnung in Aussicht. 400 Meter entfernt, wo sie jeder Zeit zu mir kommen kann oder in den nächsten Ort ca 10 km.
Über einen Rat wäre ich sehr dankbar
Danke LG Mike
Hallo Mike,
wir leisten an dieser Stelle keine Familienberatung. Sie können sich jedoch an eine der zahlreichen Familienberatungsstellen in Ihrem Umkreis wenden, um eine fundierte Beurteilung Ihres Falles zu erhalten.
Ihr Scheidung.org-Team
Hallo, ich bin nun inzwischen von meiner Frau geschieden. Nun möchte ich eine Empfehlung Ihrerseits: Meine frau/neuer Lebenspartner wohnen in einer 8000 Einwohner-Gemeinde. Meine Tochter darf ich so gut wie jedes Wochenende abholen. Ich wohne jetzt ca 35 KM entfernt. Nun möchte ich umziehen, und wenn dann nahe meiner Tochter (6 Jahre); Ist es aus professioneller Sicht eher besser für meine Tochter, dass ich nicht zu nahe wohne, oder sehen sie das eher so, umso näher, umso besser. Ich verstehe mich mit meiner Tochter sehr gut, auch mit meiner EX-Frau passt der Umgang. Nur denkt meine Ex-Frau eher, dass wenn ich zu nahe wohne, das für unsere Tochter eher negativ für die weitere Entwicklung werden wird. Mein Wunsch ist näher hin zu ziehen. Was könne Sie empfehlen ? Könnte da wirklich was negativ für Meine Tochter sein/werden ? Ich danke
Hallo Michael,
zu den psychologischen Dimensionen solcher Entscheidungen können wir an dieser Stelle keine Auskunft erteilen. Wenden Sie sich im Zweifel an einen Kinderpsychologen oder eine Familienberatungsstelle, um das Für und Wider näher zu beleuchten.
Ihr Scheidung.org-Team