Phasen der Trennung: Von Schockzustand bis Neuanfang

Von Geralt R.

Letzte Aktualisierung am: 3. November 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Phasen der Trennung: Von der Trennung bis zum Neuanfang.

Eine Trennung ist nahezu immer eine äußerst schmerzliche Erfahrung. Selbst das Ende einer unglücklichen oder gar gewalttätigen Beziehung löst in aller Regel großen Kummer aus. Nun haben Sie vielleicht schon mal von den Phasen einer Trennung gehört. Doch wie viele gibt es denn eigentlich? Je nach Ausrichtung sprechen die einen von 4, andere von 5 Phasen der Trennung, wiederum andere gar von 7 Phasen. Im nachfolgenden Artikel beziehen wir uns auf das Modell „5 Phasen der Trauer“ der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross. Menschen durchleben diese Trauerphasen nicht nur nach dem Tod eines geliebten Menschen, sondern durchaus auch bei anderen traumatischen Ereignissen wie einer Trennung.

Elisabeth Kübler-Ross war eine amerikanisch-schweizerische Psychiaterin, die sich hauptsächlich mit Sterbeforschung beschäftigte. Neben dem Sterbeprozess widmete sie sich der Trauerarbeit und erstellte das 5-Phasen-Trauermodell. Sie verstarb am 24. August 2004.

Das Wichtigste zu den Phasen der Trennung in Kürze

Was sind die 5 Trennungsphasen?

Die 5 großen Trennungsphasen sind (in Anlehnung an Kübler-Ross‘ Trauerphasen-Modell):
1. Verleugnung,
2. die Emotionen kommen hoch,
3. Verhandeln,
4. Verzweiflung/Trauer und
5. Akzeptanz.

Wie lange dauert die schlimmste Phase der Trennung?

Die Phasen einer Trennung verlaufen von Mensch zu Mensch unterschiedlich und sind daher auch verschieden lang. Ebenso lässt sich nicht pauschal beantworten, welche der Phasen die schlimmste ist. Das empfindet jeder Mensch anders.

Wie merkt eine Person, dass sie die Trennung verarbeitet hat?

Dass Sie eine Trennung verarbeitet haben, merken Sie oft daran, dass Sie wieder in der Lage sind, positiv in die Zukunft zu schauen und sich neu zu orientieren. Viele berichten zudem davon, dass sie nach den harten Trennungsphasen plötzlich beginnen, die Zeit zu genießen, die sie nun sich selbst widmen können.

Wie lange braucht ein Mann, um eine Trennung zu verarbeiten?

Laut einer Studie der Universität Binghamton brauchen viele Männer deutlich länger, um eine Trennung zu verarbeiten. Das läge vor allem daran, dass Männer in der Regel dazu neigten, emotionale Themen zu verdrängen. Das führt laut den binghamtoner Forschern dazu, dass sie sich dem Schmerz, den die Trennung verursacht, nicht stellen würden. Daher durchliefen sie die Trennungsphasen nicht richtig. Befinden Sie sich in solch einer Situation, kann zum Beispiel eine Familienberatungsstelle mitunter Hilfe leisten.

Wie laufen die 5 Trennungsphasen ab?

Trennungsphase 1: Verleugnung & die Trennung nicht wahrhaben wollen

Nach einer Trennung sind die ersten Phasen oftmals sehr hart.
Nach einer Trennung sind die ersten Phasen oftmals sehr hart.

Es gibt Phasen der Trennung, in der der Verlassene den Ex-Partner um jeden Preis zurückhaben und die Beziehung wieder aufnehmen möchte. Die erste Phase ist eine davon. Der Ex-Partner wird dabei oftmals idealisiert, alles steht und fällt mit ihm. Ganz typisch ist hier das Warten auf eine Nachricht oder einen Anruf des verflossenen Liebsten. Viele glauben nicht daran, dass die Trennung wahrhaftig ist. Phasen der Trauer und Verleugnung wie diese bringen ebenfalls vereinzelt mit sich, dass Rechtfertigungen für das Verhalten und die Entscheidung des Ex-Partners gesucht werden.

Die Trennung wird oftmals als eine Laune oder ein Missverständnis abgetan. Ebenso gehen Verlassene nicht selten davon aus, durch große Bemühungen die Trennung vom Partner rückgängig machen zu können. Um eine Trennung zu verarbeiten, sind weitere Phasen unerlässlich.

Trennungsphase 2: Die Emotionen kommen hoch

In dieser Phase kommt es sehr häufig zu impulsiven, aggressiven und unüberlegten Handlungen, da die Person von ihren Gefühlen übermannt wird. Obwohl dies eine der schmerzhaftesten Phasen der Trennung sein kann, bedeutet sie für viele einen großen Fortschritt im Verarbeitungsprozess. Und dennoch ist für die meisten in dieser Phase der strahlende Beginn, der Kübler-Ross‘ Trauermodell übertragend auf ein jedes Ende folgt, noch nicht einsehbar.

Die Phasen einer Trennung sind niemals einfach zu bewältigen. Einige Menschen berichteten davon, in diesem Abschnitt großen Groll gegen sich selbst gehegt zu haben. Sie fühlten sich außerstande, ihre eigenen Gefühle im Zaum zu halten und erlebten dadurch einen Kontrollverlust. Bei einem Großteil der Betroffenen drängt sich in dieser Phase vielleicht sogar der Gedanke auf, ihr Ex-Partner habe sie lediglich benutzt.

Trennungsphase 3: Verhandeln & kämpfen um die Beziehung

Nach Abklingen der blinden Wut und nach den ersten beiden Phasen der Trennung bzw. Trauer bietet sich dem Verlassenen häufig die Möglichkeit, aus der Opferrolle herauszufinden und – sofern das der Wunsch beider Parteien ist – um die Beziehung zu kämpfen. Eine große Rolle spielt hierbei der eigene Selbstwert.

Eine Paarberatung eröffnet neue Möglichkeiten.
Nach einer Trennung ist eine Beratung für Paare oft eine gute Anlaufstelle.

Je nachdem wie die ersten Phasen der Trauer nach der Trennung abliefen, kann sich entweder ein Verlust des Selbstwertgefühls oder – im Gegenteil – eine Überheblichkeit und Dominanz eingestellt haben. Keine der beiden Extreme ist eine Basis für eine Beziehung.

In Phase 3 werden häufig Angebote gemacht, um die Liebe neu zu entfachen. In dieser Stufe der Trennung werden oft Versprechungen gemacht oder Drohungen ausgesprochen. Oftmals bleibt nichts unversucht. Andere Paare nehmen – sofern sie eine gemeinsame Zukunft in Erwägung ziehen – Tipps, Beratungen oder Paartherapien in Anspruch und versuchen sich zusammenzuraufen.

Möglicherweise hilft auch eine Trennung auf Zeit, um die Krise zu überstehen. Dies funktioniert selbstverständlich nicht in jedem Fall. Für einige Paare kann es allerdings eine heilsame Erfahrung sein.

Trennungsphase 4: Verzweiflung & tiefe Trauer

Ein weiterer, recht schwieriger Abschnitt bei den Phasen nach der Trennung kann die 4. Phase sein: die der Verzweiflung. Denn nun setzt häufig die Einsicht über das Scheitern der Beziehung und die damit verbundene Trauer ein. Wichtig zu bedenken ist hier, dass das Ende der Beziehung nicht nur den Verlust des Partners bedeutet.

Sie bedeutet häufig auch eine komplette Lebensumstellung, da die Betroffenen zusätzlich beispielsweise gemeinsame Freunde und Bekannte, Zuwendung, körperliche Nähe, Rituale und möglicherweise sogar die Wohnung oder das Haus verlieren. In den Phasen der Trennung stellen Menschen oftmals fest, dass nun viele Dinge, die sie zuvor noch als selbstverständlich erachtet haben, entfallen. Dadurch entsteht sicherlich bei einigen zunächst der Eindruck, nie wieder Glück oder auch nur Zufriedenheit empfinden zu können. In dieser Phase wird möglicherweise bereut, den Partner nicht angemessen behandelt zu haben.

Trennungsphase 5: Akzeptanz & Loslassen des Ex-Partners

Phasen der Trennung: Nach dem Schmerz kommt die Heilung.
Phasen der Trennung: Nach dem Schmerz kommt die Heilung.

Nun geht es an die positivste Stufe der Trennung. Nach den harten Phasen der Trauer nach der Trennung, wird es allmählich wieder Frühling. Das Leben geht weiter. Denn mit dem Loslassen und der Akzeptanz kehrt neue Hoffnung und ein neuer Rhythmus zurück in das Leben der Verlassenen.

Die Phasen der Trennung erleben auch Verlasser – denn auch ihr Alltag hat sich mit dem Ende der Beziehung vollkommen verändert. Dennoch durchleben sie in dieser Position die Phasen mitunter anders, da sie selbst „Drahtzieher“ sind und die Trennung aktiv beschlossen haben. Während der Verlassene den Schock-Moment durchlebt, muss sich der Verlasser vorab zumeist mit der schwierigen Entscheidung auseinandersetzen und diese treffen.

Die Phase des Loslassens führt oft zu Erkenntnissen. Viele stellen fest, dass ihr Leben und ihr Alltag regelrecht um den Partner herum aufgebaut und dieser ihr hauptsächlicher Lebensinhalt war. Nach dem Durchlaufen der Phasen der Trennung – wie lange sie auch dauern mögen – empfinden viele frisch getrennten Paare die neu gewonnene Zeit als wohltuend.

Es bleibt nun endlich Zeit, sich eigenen Interessen zu widmen und wieder zu sich selbst zu finden. Nach den nervenaufreibenden Phasen der Trennung können Mann und/oder Frau endlich wieder nach vorne schauen, Kraft schöpfen und zu einem neuen Gleichgewicht gelangen.

Wie geht es weiter? Der Neuanfang

Bei den Phasen der Trauer bei Trennung kann keine Dauer bestimmt werden, da der Verarbeitungsprozess von Mensch zu Mensch unterschiedlich verläuft und verschieden viel Zeit benötigt. Fakt ist, dass jeder dazu in der Lage ist, eine Trennung zu überwinden. Haben Betroffene diese schwere Zeit erst einmal überstanden, beginnen sie mitunter, sich wieder lebendig zu fühlen. Viele finden zu sich selbst, erfinden oder entdecken sich neu und entwickeln sich dadurch weiter.

Eine Trennung birgt also nicht nur Schlechtes. Sie bietet uns auch die Gelegenheit, an etwas Schwierigem zu wachsen und gestärkt aus der Situation hervorzugehen. Seien Sie stolz auf sich und darauf, dass Sie diese Lebenslage gemeistert haben. Achten Sie dennoch darauf, sich nicht zu sehr zu verschließen, aus Angst, abermals enttäuscht zu werden. Sollte eine Person in Ihr Leben treten, mit der Sie eine neue Beziehung eingehen möchten, sollten Sie außerdem vermeiden, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.

Phasen einer Trennung: Unterschiede zwischen Mann und Frau?

Phasen der Trennung: Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Phasen der Trennung: Unterschiede zwischen Mann und Frau.

Forschende der Universität Binghamton haben in einer im Juli 2015 veröffentlichten Studie („Quantitative Sex Differences in Response to the Dissolution of a Romantic Relationship“) herausgefunden, dass – wie auch in anderen Lebensbereichen – Männer und Frauen auf eine Trennung ganz unterschiedlich agieren bzw. reagieren können. Demnach würden auch die Phasen einer Trennung bei Mann bzw. Frau unterschiedlich verlaufen.

Während sich Männer nach einer Trennung häufig verloren und wütend fühlten, dominierten bei Frauen häufig Gefühle wie Angst, Sorge und Trauer.

Die Phasen der Trennung bei Frauen würden laut der Forschenden zudem meist geordneter und schneller verlaufen. Das andere Geschlecht neige eher dazu, das Geschehene und seine Gefühle zu verdrängen und durchliefe nach einer Trennung kaum eine Phase vollständig. Stattdessen versuchten Männer sich abzulenken – nicht selten mit flüchtigen Liebschaften – oder indem sie sich Hals über Kopf in die nächste Beziehung flüchten, so die Studie.

Das sei der Grund, weshalb Frauen in aller Regel deutlich schneller mit der Beziehung abschließen könnten als Männer. Sie durchlaufen Phase für Phase. Und dennoch können es natürlich auch Männer schaffen, ein Beziehungsende auf gesunde und natürliche Weise zu verarbeiten. Menschen, welchen Geschlechts nun letztlich auch immer, brauchen nach einer Trennung vor allem eines: Durchhaltevermögen.

„Das Leben ist wie eine Schule: Wir sind da, um etwas zu lernen und zu lehren.“

(Elisabeth Kübler-Ross)

Quellen und weiterführende Links

Über den Autor

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Geralt R.

Geralt hat eine Ausbildung als Standesbeamter abgeschlossen und verstärkt seit 2017 unser Team von scheidung.org. Mit seinen Ratgebern informiert er unsere Leser zu verschiedenen Themen im Familienrecht, wie z. B. Unterhalt und Sorgerecht.

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